Es überrascht wohl nicht, dass in einem Nachhaltigkeitsblog Ölaktien als ökologisches No Go angesehen werden. Mir geht es im Folgenden auch mehr darum, die enormen ökonomischen Risiken für Ihr Geld auf zu zeigen, sollte es in u.a. in Öltiteln investiert sein. Zuerst aber einmal ein Blick zurück.
Im Frühjahr 2010 gingen die Bilder der brennenden Ölplattform Deepwater Horizon um die Welt. Von Transocean 2001 fertiggestellt und dann von BP geleast verursachte die Plattform die bis dato größte Umweltkatastrophe der an Zwischenfällen reichen Ölindustrie. Nach zwei Tagen in Brand sank die Bohrinsel am 22. April 2010, im September konnte dann das Bohrloch verschlossen werden. Das Fazit: 11 Tote Besatzungsmitglieder, 700 Millionen Liter ausgetretenes Öl, Schäden in der Höhe von 50 Milliarden Dollar, möglicherweise mehr.
Warum BP jetzt gegen den selbst geschlossenen Vergleich klagt?
Ein von außen originelles Detail, für die Betroffenen eine Verlängerung des Leids, stellt die Tatsache dar, dass BP nun den eigenen Vergleich aus dem Jahr 2012 mit allen Mitteln loswerden will. Dieses über 1.000 Seiten starke Konvolut hat offenbar ein paar Schwächen, BP hatte es damals aber eilig und wollte nur Ruhe. Nachdem listige Anwälte es aber schafften, auf Basis dies Vergleichs auch mehr oder weniger unbeteiligte Bewohner der betroffenen Gebiete zu „entschädigen“ feilscht BP nun um jeden Cent. Damit warten jetzt auch wieder viele echte Opfer auf ihre Entschädigung, aber BP versucht nach Medienberichten hier auf Zeit zu spielen – die der Konzern mittlerweile wieder hat. Und will wirklich am Gerichtsweg den selbst geschlossenen Vergleich wieder loswerden.
Die Folgen für BP-Aktionäre
Als Investor muss ich jetzt mal kurz die Schäden an der Umwelt und an den Menschen ausklammern und mich BP zuwenden. Allein die Rückstellungen für Entschädigungen, Aufräumarbeiten und Strafen betragen aktuell 42 Milliarden Dollar – das ist mehr als der Gewinn der letzten beiden Jahre zusammen! Dementsprechend entwickelte sich der Kurs – die ausbleibende Dividenden und die rechtlichen Unsicherheiten drückten den Kurs auf 80% der Kurses vor der Katastrophe, während im gleichen Zeitraum Mitbewerber um 50% oder mehr zulegten. Vereinfacht gesagt ist BP heute nur mehr die Hälfte wert, was die Firma ohne die Deepwater Horizon Katastrophe wert wäre.
BP ist damit noch immer der drittgrößte Ölkonzern der Welt und konnte sich heuer auch noch eine 300 Mio. Dollar teure Imagekampagne leisten, um in den USA nicht als der alleinige Schuldige dazustehen. Wäre das Öl noch ein paar Monate weitergesprudelt hätte der Konzern die Schadenersatzzahlungen wohl trotzdem nicht überstanden – von Übernahme bis Konkurs gibt es ja viele Varianten, wie ein Unternehmen scheitern kann. Damit wäre sogar ein Totalverlust für den Anteilsinhaber denkbar gewesen.
Wie reagieren die Mitbewerber?
Hier kann ich der Branche kein besonders gutes Zeugnis ausstellen. Zwar stimmten mich 2012 Berichte positiv, wonach z.B. der französische Ölkonzern Total sein Engagement in der Arktis beendete, weil er die Risiken nicht tragen könne. Ein Unfall wie der der Deepwater Horizon, noch dazu in der Arktis, wäre das sichere Ende des Unternehmens, so die Argumentation damals. Auch Shell hat nach massivem Widerstand 2013 seine Ölbohrungen in Arktis ausgesetzt.
Aus heutiger Sicht sieht das nicht mehr so schön aus. Shell betont, an der Arktisstrategie fest zu halten und nur aus Kostengründen zu warten, vielleicht spielt ihnen ja hier der Klimawandel in die Hände. Und Total bleibt der Arktis zwar fern, hatte aber kein Problem damit, heuer die erste Tankerladung von jemals in der Arktis gefördertem Öl zu kaufen – Gazprom hatte keine Skrupel, dort weiter aktiv zu sein.
Fazit – Machen Sie es wie die Rockefellers!
Wenn Sie also Ölaktien in Ihrem Depot, in Ihren Fonds, in Ihrer Altersvorsorge oder in Ihrer Vorsorgekasse halten haben Sie gute Chancen, dass die nächste Katastrophe so finanziell empfindlich trifft. Die Schadenssummen der Deepwater Horizon sprengen schon die Vorstellungskraft und eine Katastrophe in der Arktis wäre ungleich teurer und kann daran beteiligte Unternehmen in ihrer Existenz gefährden.
Machen Sie es doch lieber wie die Familie Rockefeller! Die Erben des legendären John D. Rockefellers, dessen Standard Oil Company Vorläuferin von Unternehmen wie Exxon, Mobil und Chevron war, erklären im September 2014 den Ausstieg des familieneigenen Wohlfahrtsfonds aus allen Kohle-, Öl- und Gastiteln. Dieser Fonds ist über 800 Millionen Dollar wert. Damit nicht genug, anlässlich des UN-Weltklimagipfels erklärten weitere Stiftungen, Philanthropen und andere Investoren, ebenfalls aus diesen klimaschädlichen Geschäften auszusteigen und so eine Summe von 50 Milliarden Dollar abzuziehen.
Mein Rat daher, trennen Sie sich von Investments in diese Branche, denn selbst wenn das ein Geschäft für Sie wäre, ist der Preis für den Planeten zu hoch. Und Sie sollten sich nicht zu sicher sein, dass das ein Geschäft für Sie ist. Alternativen gibt es ja erfreulicherweise genügend.