Der rasante Verfall des Ölpreises seit dem letzten Sommer hat sich diese Woch sogar noch einmal beschleunigt. Im Jahr 2013 lag der Preis für ein Faß Rohöl nie unter 100 US-Dollar, letzten Juni zwischen 60 und 65 US-Dollar, aktuell sind es gerade noch etwas über 30 US-Dollar. 2008 war der Spitzenwert fast fünf Mal so hoch. Beeindruckende Zahlen.
Ökonomen rufen daher seit gut einem Jahr eine wunderbare Konjunkturspritze aus, die der niedrige Ölpreis für die entwickelten Wirtschaften dieser Erde bedeute. Meist wird dann die Situation Mitte der 80er Jahre zitiert, in der ein Verfall des Ölpreises wirklich einen Konjunkturschub auslöste. Heute haben wir zusätzlich zum billigen Öl noch billiges Geld, also niedrige bis nicht vorhandene Zinsen, aber der Konjunkturschub bleibt mehr oder minder aus. Woran liegt das?
Matthias Auer von der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“ hat ausgerechnet, dass der Erdölverbrauch (inflations- und kaufkraftbereinigt) seit dem Jahr 1990 massiv gesunken ist, wenn man den Verbrauch in Relation zum damit erzeugten Bruttoinlandsprodukt (BIP) stellt. Deutschland verbraucht fast nur mehr die Hälfte, auch in den USA beträgt der Rückganz etwa 40%. Zwar steigt der Ölverbrauch der Welt in absoluten Zahlen (noch) an – die Produktion hat diesen Anstieg übrigens locker mitgemacht – aber tendenziell brauchen für weniger Öl für eben das, was wir so mit Öl machen.
Anscheinend haben sich die Länder und ihre Industrien langsam aber sicher von der hohen Abhängigkeit von Erdöl empanzipiert und dies vor allem in einem stärkeren Ausmaß, als es die meisten Ökonomen erwartet haben. Gründe hierfür sind einerseits die gesunken Kosten von alternativen Energien (auch wenn der niedrige Ölpreis deren weiteren Ausbau hemmt), Effizienzsteigerungen wie oben beschrieben und die Planungsunsicherheiten, die mit dem stark schwankenden Ölpreis einhergehen. Kein Staat und kein Unternehmen will von einem so erratisch schwankenden Gut abhängig sein, das noch dazu sehr stark geopolitischen Einflüssen unterworfen ist. Dieser Prozeß der Abnabelung scheint erfreulicherweise schon weiter zu sein als erwartet.
Mein Fazit ist, dass es mittlerweile nicht nur ökologisch sinnvoll ist, alles Geld aus dem Erdölbereich abzuziehen, sondern vielmehr ökonomisch geboten ist, sich aus diesem Segment zu verabschieden. Seien Sie versichert, es gibt genügend gute Anlageformen, die ohne Erdöl auskommen, man muss sie nur suchen. Worauf warten Sie noch?