Lego – Bioplastik statt Erdöl

Ich habe es als Kind geliebt, mit Lego zu spielen. Was es da alles zu erleben gab: Meine Städte wurden von regelmäßigen Katastrophen heimgesucht, nur damit die Feuerwehr viel zu tun hatte, ich konstruierte Raumschiffe, mit denen ich die Weiten des Alls erkundete, gemeinsam mit meinem Bruder, der die Ritterburg bekam, veranstalteten wir spannende Turniere und noch vieles mehr. Heute habe ich einen kleinen Sohn, der bereits ebenso gerne mit seinen Duplo-Bausteinen spielt und wir bauen auf ein Neues Häuser, Schiffe und Türme.
Gerade weil ich mit Lego so viele postive Erinnerungen verbinde, hat mich die Greenpeace-Kampagne gegen die Kooperation von Lego mit der Ölfirma Shell sehr bewegt. Lego, dass seit den 1960er Jahren mit Shell lose kooperierte, hat sich durch Shells Ölbohraktivitäten in der Arktis den Zorn von Greenpeace zugezogen. In einer intensiven Kampagne seit Juli 2014 wurde Lego unter Druck gesetzt. 2015 hat der Spielwarenhersteller dann das Ende seiner Zusammenarbeit mit Shell erklärt. Ironisches Detail dazu: Shell hat seine Ölbohrungen in der Arktis kurz darauf im wahresten Sinn des Wortes auf Eis gelegt.
Lego will jetzt aber noch ein paar Schritte weiter in Richtung Nachhaltigkeit gehen, wenn sie schon dabei sind, sozusagen. Letztes Jahr wurden 60 Milliarden Bausteinchen gefertigt. Für das Plastik war der Einsatz von 77.000 Tonnen Öl nötig. Ebendieses Plastik soll in Zukunft nun aber nicht mehr aus Erdöl, sondern aus Mais oder ähnlichen Materialien erzeugt werden. Lego investierte daher 140 Millionen Euro in ein Entwicklungszentrum, in dem 100 Forscher daran arbeiten dürfen, Bioplastik für den Gebrauch als Spielzeug zu entwickeln. So soll der einzelne Baustein zwar langfristig biologisch abbaubar sein, kurzfristig jedoch muss er beispielsweise den Speichel eines ihn benagenden Kleinkindes aushalten können. Nur ein Beispiel von vielen Anforderungen, aber Legos Motto lautet schließlich „Inspire and develop the builders of tomorrow“. Bis 2030 soll das Bioplastik dann im Einsatz sein.
Auch an anderen Fronten ist Lego gut unterwegs: Seit 2013 werden in Zusammenarbeit mit dem WWF Klimaschutzmaßnahmen erarbeitet, Verpackungsgrößen verkleinert, um Karton zu sparen, sowie auf FSC-zertifizierte Lieferanten umgestellt. Mit Hilfe von Investments in Windparks in der Nordsee durch Lego und der Eigentümerfamilie  ist geplant, dass der dänische Konzern seinen Energieverbrauch schon im Jahr 2020 zur Gänze aus eigenen, erneubaren Energieträgern decken kann. Lego hat dafür in Kooperation mit einem Pensionsfonds einen Windpark in der irischen See um stolze 850 Millionen Euro erworben.
Einen Wermutstropfen aus Anlegersicht gibt es allerdings und der ist, dass sich Lego seit der Gründung 1932 im mehrheitlichen Besitz der Familie Kristiansen befindet. Diese hält 75% der Aktien. Die verbleibenden 25% hält die Lego Foundation, das ist eine Lego-Unternehmensstiftung, die sich dem Lern- und Spielverhalten von Kindern widmet. Lego ist also eine Akiengesellschaft, aber sie notiert an keiner Börse. Deshalb kann man sich auch nicht an dem, nach einer schweren Krise um das Jahr 2000 herum, heutzutage hochprofitablen Unternehmen beteiligen. Für alle, die in solche Firmen investieren möchten: Es gibt als Alternative zu Lego gute Aktienfonds, in denen sich nur Unternehmen aus dem Nachhaltigkeitsbereich tummeln. Um Lego zu fördern hilft nur, seine Produkte zu kaufen. Viel Spaß damit!