Geld ist auch Frauensache

Heute darf ich einen Gastbeitrag meiner Kollegin Mag. Petra Wendl präsentieren, die sich – wie man aus dem Titel durchaus schon vermuten kann – seit Jahren intensiv mit dem weiblichen Zugang zu Geld auseinandersetzt. Auf www.esgehtumsgeld.at schreibt sie noch mehr zu diesem Thema.
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„Geld ist Männersache“, „Frauen können nicht mit Geld umgehen“, „Wenn Frauen investieren, dann in Schmuck und Schuhe“ – Klischee-Sätze wie diese hört man leider auch noch im Jahr 2016 viel zu oft. Und Klischees sind wie Glaubenssätze: Irgendwann glaubt man sie. Seit vielen Jahren arbeite ich mit Männern und Frauen, die ihren Umgang mit Geld verbessern möchten. Dabei habe ich festgestellt, dass Frauen viel besser mit Geld umgehen können als sie vielleicht glauben. Woher kommen nun diese Glaubenssätze, die Frauen das Gefühl vermitteln wollen, sie seien unfähig im Umgang mit Geld? Und gibt es vielleicht doch Unterschiede zwischen den Geschlechtern, wenn es um ums Geld geht?
Inwiefern Frauen und Männer anders mit Geld umgehen
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es sehr wohl Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt, wenn es um den Umgang mit Geld geht: Frauen informieren sich besser, stehen zu ihren Entscheidungen und schichten ihr Geld nur halb so oft um wie Männer. Somit sparen sie eine Menge an Gebühren. Männer hingegen überschätzen öfters ihr Wissen und informieren sich weniger umfassend. Sie gehen tendenziell höhere Risiken ein und legen gerne in Aktien und Zertifikate an, während Frauen das Risiko lieber streuen. Das liegt auch daran, dass Frauen noch immer weniger verdienen als Männer – und je geringer das Einkommen, desto geringer die Sparrate und der Anteil an Kapital, das risikofreudig angelegt werden kann. Ein weiterer Punkt ist das soziale Gewissen: Frauen tendieren dazu, in „grüne Veranlagungen“ zu investieren, die für soziale Fairness und Nachhaltigkeit eintreten. So tun sie nicht nur Gutes mit ihren Investitionen, sondern erzielen auch Gewinne, die mit nicht „grünem Geld“ vergleichbar sind.
Warum Frauen das Thema Geld gerne an Männer abgeben
Dennoch kümmern sich viele Frauen tatsächlich ungern um Finanzen, wenn sie einen Partner haben, der das für sie übernimmt. Oft ist es so, dass sie erst Interesse zeigen, wenn große Veränderungen wie die Geburt eines Kindes oder ein Arbeitsplatzwechsel anstehen. Woran das liegt? Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es Frauen nicht so viel bedeutet, für sich selbst zu sparen. Kinder oder der gemeinsame Urlaub haben hier Vorrang. Leider ist auch heute noch das traditionelle Rollenbild für viele die Realität: Der Mann bringt das Geld nach Hause und verwaltet die Finanzen – vor allem wenn die Frau in Karenz geht und nachher eine Teilzeitstelle antritt. Das hat zur Folge, dass sich viele Frauen von ihren Partnern finanziell abhängig fühlen.
Ändern Sie Ihre Glaubenssätze und nehmen Sie Beratung in Anspruch
Das muss aber nicht sein! Meine Erfahrung hat nämlich auch gezeigt, dass sich alte Rollenmuster und damit verbundene Glaubenssätze auflösen lassen und Frauen sehr schnell lernen, für sich selbst finanzielle Verantwortung zu übernehmen. Basisinformationen und Wissen können sie sich von einem Experten oder einer Expertin holen. „Geld ist Männersache“ gehört der Vergangenheit an, denn einmal mehr heißt es: Ladies first!