Seit der Klimawandel spät, aber doch, die ihm gebührende Aufmerksamkeit bekommt ist der weltweite Flugverkehr in heftiger Kritik. Der Begriff „Flugscham“ macht von Schweden ausgehend die Runde, dennoch boomen die Fernreisen wie noch nie. Grund genug, um sich einmal in aller Ruhe dem Thema zu widmen und auf die Fragen enzugehen, was der Flugverkehr an Schaden anrichtet und wie man diesen Auswirkungen gegensteuern kann.
Auch wenn der Fluverkehr aktuell nur einen relativ geringen Anteil an den weltweiten Emissionen hat, die unseren Planten aufheizen, so kann man ihn aus zwei Gründen nicht ignorieren. Erstens sind auch die kolportieren 5% am aktuellen CO2-Ausstoss um genau 5% zu viel und sind überdurchschnittlich klimaschädlich, und zweitens geht der Trend bei den Flugreisen in die völlig falsche Richtung. Während die Hauptverursacher Industrie, Heizung und Verkehr zaghaft in die richtige Richtung umschwenken gibt es bei den weltweiten Flugreisen nur einen Trend – passend zum Verkehrsmittel nach oben. So steigen die Passagierzahlen aktuell um etwa 7% pro Jahr an, was natürlich auch die Schäden am Klima steigert. Was also tun?
Die naheliegende Lösung ist natürlich, weniger zu fliegen. Um ab spätestens 2050 die CO2-Neutralität zu erreichen müssten wir also bis dahin entweder völlig auf den Luftverkehr verzichten oder CO2-neutrale Kraftstoffe zur Verfügung haben. Beides sind, soweit ich mit dem Stand der Dinge vertraut bin, eher unrealistische Szenarien. Sicher, eine relevante Klimasteuer auf Kerosin und damit eine Verteuerung der Flugreisen ist unbedingt notwendig, um die Zuwächse zu bremsen, aber auf Null senken wir die damit auch nicht. Auch bessere Bahnverbindungen können Kurz- und Mittelstreckenflüge ersetzbar machen, bei Interkontinenalflügen wird das auch nichts helfen.
Damit kommen wir zur zweiten Lösung – wir kompensieren unsere CO2-Sünden. Hier gibt es mittelfristig vielleicht die Möglichkeit, technisch CO2 aus der Luft wieder auszuscheiden und zu binden oder anderweitig zu verwenden, also aktiv CO2 wieder aus der Atmosphäre zu holen. Nur sind wir hier von Marktreife noch weit entfernt, als kurzfristige Lösung taugt das auch nicht.
Genau hier setzen einige Firmen und Non-Profit-Organsationen an und versprechen, gegen Zahlung eines kleineren oder größeren Betrages die Auswirkungen einer Flugreise auf das Klima zu neutralisieren. Das klingt wie Ablasshandel, ist es aber nicht. Mit dem eingesammelten Geld finanzieren diese Organisationen Maßnahmen, die woanders auf dieser Welt genau so viel CO2 einsparen wie der Flug verursacht hat. Das Spektrum reicht von Aufforstungsprogramm über Biogasanlagen, Windpark bis zu sparsamen Öfen in Kamerun – und führt dort tatsächlich zu einer Reduktion der CO2-Emissionen.
Zwei Knackpunkte gibt es aber – die Berechnung des CO2-Ausstosses einer Flugreise und der Preis der Tonne CO2. So kostet die Kompensation eines Fluges nach New York beispielsweise zwischen 30€ und 130€ – ein nicht ganz unwesentlicher Unterschied. Ich habe mir 8 Anbieter in Österreich, Deutschland und der Schweiz einmal genauer angeschaut und kann hier nach Berücksichtigung von Kriterien wie Berechnung der Emissionen, Qualität der Projekte und unabhängige Kontrolle klar einen Anbieter empfehlen. Die gemeinnützige Organsiation Atmosfair bietet seit 2003 hier eine einfach und möglichst ehrliche Möglichkeit, Flugreisen und andere CO2-Sünden zu kompensieren. Alternativ finde ich auch den kirchlichen Kompensationsfonds Klima-Kollekte empfehlenswert.
Wie schon erwähnt, eine völlige Lösung ist es nicht, aber man kann zumindest die Flugreisen, auf die man nicht verzichten kann oder will kompensieren und einen Beitrag leisten. Wenn die Kompensationen und die Klimapolitik erfolgreich wirken wird auch der Preis für die Kompensation steigen – das wäre dann also ein gutes Zeichen.