Weiter sehr positiv! Die Marktentwicklung 2020.

Der Markt boomt, die Zuwachszahlen 2020 waren zweistellig. Private Investoren springen auf den Zug auf und Österreich liegt ganz klar vor Deutschland! Was kann man sich mehr für einen Jahresbericht wünschen?

Eigentlich nichts, muss ich gestehen. Damit bleibt mir nur, die Ergebnisse des aktuellen Marktberichts des Forums nachhaltige Geldanlage (FNG) für Sie zusammen zu fassen. Zum Verständnis: Das FNG ist der Fachverband für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz und feiert heuer bereits sein 20jähriges Bestehen. Jährlich wird ein Bericht veröffentlicht, der die Entwicklung der nachhaltigen Investments in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und die Schweiz) beleuchtet. Hier also zusammengefasst die Fakten und Trends aus der dreistündigen, sehr informativen Veranstaltung, in deren Rahmen am 07.06.2021 der Bericht vorgestellt wurde.

38,9 Milliarden Euro betrug am 31.12.2020 die Summe aller nachhaltigen Geldanlagen in Österreich. Mehr als die Hälfte dieser Gelder ist über Investmentsfonds veranlagt, der Rest ist großteils über Mandate und gut 2% liegen auf nachhaltigen Sparkonten. Das entspricht einem Zuwachs von 29% auf Jahresbasis und einem Marktanteil von knapp 20%. Dem gegenüber stieg der Gesamtmarkt nur um 3,8% an, also ist dieser Zuwachs wirklich beachtlich. Der Vergleich mit Deutschland bestätigt das. Dort beträgt der Marktanteil gerade einmal 6,4%, also ein Drittel des Anteils in Österreich. Um die Zuwachsgeschwindigkeit der letzten Jahre zu verdeutlichen – der Marktanteil Deutschlands 2020 entspricht dem Marktanteil Österrerichs im Jahr 2015. Die Zuwachsraten bei unserem nördlichen Nachbarn sind mit 35% nochmal höher als in Österreich und das wird wohl dazu führen, dass Deutschland keine 5 Jahre brauchen wird, um auf 20% Marktanteil zu kommen.

Kein Licht ohne Schatten, das gilt auch hier. So wird die EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) als ein wesentlicher Treiber dieses Trends, gerade für Privatanleger, angesehen. Bei der Präsentation des Berichts wurde aber auch warnend auf eine Schwachstelle der SFDR hingewiesen, deren Art. 8 von einigen Anbietern leider als Einladung zum Greenwashing angesehen wird. Zu diesem Thema gibt es hier einen separaten Beitrag. Seien Sie bitte bei den sogenannten Artikel 8 Fonds kritisch, die können exzellent sein, genauso aber auch reine Marketinggags.

Eine weitere wichtige Entwicklung ist, dass der Anteil der Privatinvestoren überproportional ansteigt. In Österreich schlägt sich das mit 78% Zuwachs zu Buche, in Deutschland sogar mit 117%, was mehr als eine Verdoppelung darstellt. Das ist deshalb wichtig, weil damit nicht nur mehr Geld – und damit Macht und Einfluss – nachhaltig verwaltet wird, sondern weil auch die Anzahl der Menschen – und damit der Kunden und Konsumenten – stark steigt. Das heißt, es etabliert sich zunehmend eine verantwortungsvolle Investorengruppe, die für viele Unternehmen somit als Kunden Bedeutung erlangen. Auf diese Art sind sie auch schwerer zu ignorieren als wenn es sich „nur“ um Finanzinvestoren handeln würde.

Abschließend noch eine kleine Beobachtung, die das Bonmot von den Deutschen als schlechteste Anleger der Welt relativiert. Zwar liegt in der Bundesrepublik die Aktienquote bei den nachhaltigen Investments bei lediglich 39%, in Österreich sind es aber gerade einmal 32%. Um in Zeiten von Nullzinsen nach Steuern und Inflation das Kapital zu erhalten, sollte man eine Aktienquote von mindestens 20% anstreben. Hier gibt es also noch viel Luft nach oben. Also vielleicht schauen Sie sich ihre Anlagen unter diesem Aspekt auch einmal an. Das Sie Nachhaltigkeitskriterien ebenfalls berücksichtigen gehört ja schließlich schon fast zum guten Ton.

Quellenangabe: Den aktuellen Bericht können Sie auf dieser Website gut aufbereitet nachlesen.